Konzept für lebensfreundlichen Verkehr
Ein
Beitrag der Zukunftswerkstatt
„Alternativen zur Südumgehung?“
Neue Straßen sind keine Lösung für grundlegende Verkehrsprobleme.
Sie verlagern den Verkehr nur oder wecken sogar neue Mobilitätsbedürfnisse.
Mobilitätsalternativen werden hingegen durch neue Straßen eher
noch weiter verdrängt und benachteiligt. Eine zukunftsorientierte
Verkehrspolitik muss daher vor allem Möglichkeiten der Verkehrsverminderung
ausschöpfen und phantasievoll nach neuen „asphaltfreien“
Wegen suchen.
Verkehrsplanung bemüht sich derzeit deutlich vorrangig um einen
zügigen Verkehrsfluss. Sie ist darüber hinaus jedoch allen Verkehrsmitteln
und Verkehrsteilnehmern verpflichtet. Auch die Folgen des Verkehrs und
des Verkehrswegebaus müssen gleichermaßen bedacht werden. So
sind die aktuellen klimabedingten Katastrophen eine deutliche Mahnung
zum Umdenken - gerade auch in der Verkehrspolitik.
Zur weiteren Bestimmung der hier lediglich angedachten zukunftsorientierten
Verkehrsplanungs-Leitlinien für den Göttinger Süden –
der durchaus Pilotbereich auch für andere Teile der Stadt sein könnte
– ist die Einrichtung einer Planungs- und Koordinierungsstelle
zu fordern, in der interessierte Bürger der Stadt, verschiedene Verbände,
Verkehrsplaner und Interessen-Gruppen vertreten sind – ein Gremium
also, das in ähnlicher Zusammensetzung und Zielrichtung schon vor
Jahren den Verkehrs-Entwicklungsplan der Stadt Göttingen gestaltete.
Inhaltsverzeichnis
1. Maßnahmen zur Stadtteil-Entwicklung
Geismar - Treuenhagen
2. Förderung und Ausbau der öffentlichen
Verkehrsmittel
3. Erhöhter Mobilitäts-Komfort
für Fahrrad-Nutzer
4. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
5. Konzepte zur Optimierung der Autonutzung
6. Optimierung und Verringerung des Waren-Lastverkehrs
7. Wertschätzung von Natur und Landschaft
im Göttinger Süden
8. Realisierung – mit Partnern gestalten
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1. Maßnahmen zur Stadtteil-Entwicklung Geismar -
Treuenhagen
Der Zielgedanke für die Entwicklung von stadtteilwirksamen Maßnahmen
ist es, attraktive Angebote für eine deutlich stärker stadtteilbezogene
Lebenskultur zu fördern. Grundlegend hierbei ist der Aufbau dezentraler
Strukturen. Diese Verkehrs-Vermeidungs-strategie führt zu einer
deutlichen De-Komprimierung und Beruhigung des Verkehrs. Der Autoverkehr
wird zusätzlich durch ein offensiv konkurrierendes öffentliches
Verkehrsangebot so weit reduziert, dass er weitgehend auch von Nebenstraßen
aufgenommen werden kann.
Wir sehen hierfür folgende Ansatzpunkte:
- Die Geschäfte in den Stadtteilen müssen
gegenüber den Einkaufszentren „auf der grünen Wiese“
(Kaufpark und am Lutteranger) und gegenüber der City aufgewertet
werden. Ansätze hierfür wären z.B. ein zusätzliches,
dezentrales Angebot des City Handels im Stadtteil und
ein Stadtteil-Bonussystem begleitet von einer Marketingstrategie
zur Förderung der Stadtteil-Identifikation.
- Die Förderung von Nah-Einkaufsmöglichkeiten muss selbstverständlich
auch in anderen Stadtteilen und in den umliegenden Ortschaften erfolgen.
Eine wohnortnahe Versorgung und das damit auch verbundene
lokale Arbeitsplatzangebot wirken verkehrsvermindernd.
- Eine Aufwertung der Stadtteile ist ebenfalls durch eine Dezentralisierung
von Freizeitangeboten verschiedener Art zu fördern. So könnte
ein attraktives Stadtteil-Kulturzentrum ein für
alle Altersgruppen interessantes Programm bieten: Theater, Musik, Kino,
Tanz, Cafe, Kiosk u.v.m.
- Für den Geismaraner Thie-Platz ist ein Wochenmarkt-Konzept
zu entwickeln, das die regionale Landwirtschaft ebenso wie die ortsansässige
Geschäftswelt einbezieht. Die Attraktivität kann z. B. durch
wechselnde (lokal-)kulturelle oder sportliche Darbietungen erhöht
werden.
- Das Einkaufsangebot im Süden Göttingens sollte durch gängige
Baumarkt- und Heimwerkerbedarfsartikel komplettiert
werden. Vor allem angesichts der Neubaugebiete im Kiessee-Karree und
auf dem Zieten-Gelände wäre eine entsprechende Sortiments-Ergänzung
in den bereits ortsansässigen Einkaufsmärkten zu schaffen,
z. B. durch Integration eines Filialhandels der Firma Lünemann.
- Als Zielvorstellung bleibt die Hauptstraße Geismar
nach Umsetzung des im weiteren angedachten Konzeptes als verkehrsberuhigte
Straße nur noch für Fußgänger und Fahrräder,
Busse und Anlieger-Verkehr geöffnet. Der Ortskern wird so als Lebensraum
und lokaler Treffpunkt zurückgewonnen mit attraktivem
Angebot an Cafés, Geschäften, Kultur, Gastronomie, Straßenmusik
etc.
2. Förderung und Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
(nach oben)
Das Ansehen des öffentlichen Verkehrsnetzes in Göttingen
ist entscheidend zu verbessern. Erfahrungsgemäß steigt
das Image rasch, wenn das Busangebot als wirklich attraktiv wahrgenommen
wird. Außerdem ist angesichts stark wachsender Einwohnerzahlen
in den stadtnahen umliegenden Ortschaften und des damit verbundenen
deutlich gestiegenen Pendlerverkehrs eine strukturelle Anpassung und
Aufstockung des ÖPNV-Angebotes in verschiedener Hinsicht dringend
geboten.
Dazu sehen wir folgende Ansatzpunkte, die von einem offensiven Bus-Marketing
zu begleiten sind:
- spürbare Komfortverbesserungen z.B. durch erhöhtes
Raumangebot zum Sitzen und für Gepäck.Informations- und Kulturangebote,
wie die Möglichkeit, Radio zu hören, kostenlose Tageszeitung,
interessante Innengestaltung: „Kultur im Bus“
- Null-Tarif Aktionen: z.B. drei Monate kostenlose
Bus-Nutzung für Wohnort- und Arbeitsstellenwechsler.
- verbesserte Verkehrsbedingungen – Vorfahrt für
Busse – durch Busspuren und Ampel-Vorrangschaltung (wie
bereits in einigen Straßen realisiert)
- vielfältigeres, flexibleres Angebot: für
Strecken und Zeiten mit wenig Fahrgästen vermehrt das Sammeltaxi
einsetzen
- besondere Angebote für Fahrrad-Nutzer (siehe
Abschnitt 6)
- Einrichtung eines Job-Shuttle Systems, das eine
direkte, zügige und komfortable Fahr-Verbindung zwischen vorrangigen
Wohn- und Arbeitsstätten bietet. Dies wäre denkbar als rein
privatwirtschaftliches Service-Angebot größerer lokaler Arbeitgeber.
- Einzelne, ggf. neue Stadtbus-Linien sind über
die Stadtgrenzen hinaus zu führen in die umliegenden stadtnahen
Ortschaften. Durch Quervernetzung der sternförmigen
Linienführung ist das Stadtbusnetz zu verdichten. Kürzere
Zeit-Takte und erweiterte Nacht-/Wochenendangebote sind wichtige „Umsteiger“-Kriterien.
- Mobilitätszentrale am Bahnhof, wo die durch
den öffentlichen Verkehr, Fahrradverleih, Mitfahrzentrale u.ä.
gebildeten breitgefächerten Mobilitätsmöglichkeiten angeboten
und koordiniert werden.
- Langfristig kann auch die Straßenbahn als
weiteres Verkehrsmittel in das Angebot eingeflochten werden, z.B. zwischen
der Stadt Göttingen und den umliegenden Ortschaften (auf z. T.
bereits vorhandenen Trassen). Ein Anschluss an die Bundesbahn (siehe
Regiotram in Kassel) oder als besonders schmales Modell auf Teilstrecken
als Shuttle wäre denkbar. Moderne Straßenbahn-Lösungen
können hinsichtlich Komfortangebot und Image den Bussen weit überlegen
sein.
3. Erhöhter Mobilitäts-Komfort für Fahrrad-Nutzer
(nach oben)
Die Nutzung des Fahrrades erfreut sich bekanntlich in Göttingen
sehr großer Beliebtheit. Wie allein die ständig wachsende
Zahl überfüllter Stellplätze verdeutlicht, kann die
Nutzung dieses Verkehrsmittels als bereits jetzt schon weitgehend
akzeptiert, darüber hinaus aber noch als ganz erheblich steigerungsfähig
bewertet werden.
Durch verschiedene attraktivitäts- und imagesteigernde Maßnahmen
sind weitere und neue Nutzerkreise anzusprechen:
- Die Möglichkeit einer Fahrrad-Mitnahme in den Bussen
ist anzubieten bzw. deutlich zu verbessern. Diese Forderung ist gleichermaßen
an das Stadt- und Regionalbusangebot zu stellen. Dadurch wird der Bus
auch für Ziele interessant, die nicht in fußläufiger
Nähe einer Bushaltestelle liegen.
- Ergänzung ausgesuchter Bushaltestellen mit Fahrrad-Stellmöglichkeiten
„Bus & Bike“. Hierdurch wird die Bus-Nutzung
u. a. auch für einen Personenkreis möglich, dessen Bushaltestelle
in größerer Entfernung vom Wohnort liegt (wie z.B. in den
umliegenden Ortschaften).
- Einrichten von Fahrradstraßen, die bevorzugt
für Fahrradfahrer freigegeben und dementsprechend sicher sind.
Evtl. könnten diese Strecken auch den Buslinienverkehr gleichberechtigt
mit aufnehmen. Durch Fahrradstraßen wäre die Sicherheit der
Fahrradfahrer erheblich gesteigert und damit die Attraktivität
bzw. die Zumutbarkeit auch für ältere Menschen und Schulkinder.
In anderen Städten haben sich Fahrradstraßen bereits bewährt
(z.B. in Bielefeld).
- Ein Angebot von Park & Bike Plätzen im
Stadtrand-Bereich ermöglicht den bequemen Wechsel vom Pkw auf ein
attraktives Leih-Fahrrad oder auf ein dort selbst deponiertes
Klein-Fahrzeug (Fahrrad, Motorroller ...), das dann für die Weiterfahrt
(s. Fahrradstraße) in die City bzw. zur Arbeitsstätte benutzt
werden kann. Ein ähnliches Konzept wurde bereits in Berlin in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Bahn AG erfolgreich umgesetzt. Die Park & Bike
Plätze müssen komfortable und sichere Fahrzeug-Stellmöglichkeiten
bieten. Der ortsteilansässige Handel könnte hier bereits z.B.
über ein Bonussystem für den Einkauf im Stadtteil werben.
- Wo keine Fahrradstraßen angeboten werden können, sind
neue Radwege anzulegen und vorhandene Radwege
z.T. deutlich zu verbreitern bzw. auszubessern. Eine geschicktere Führung
und auffällige Kennzeichnung der Radwege z.B. im Bereich der Bushaltestellen
durch äußere Umfahrung der Warte- und Bushaltebereiche und
vor Einmündungen erhöht die Sicherheit.
- Durch weitere und bessere Fahrrad-Stellmöglichkeiten
sowie Überdachungen der Stellplätze erführe der Fahrrad-Nutzer
mit seinem Fahrzeug eine höhere Wertschätzung.
- Auch für viele Arbeitsstellen gilt: Der innerbetriebliche
Service für Fahrradfahrer kann deutlich verbessert werden
– z.B.: Überdachungen für Stellplätze, Wechsel-
und Trockenraum für Radfahr-Bekleidung. Natürlich sollten
die Betriebe (Betriebsleitung, Betriebsrat) zum Fahrradfahren ermutigen.
Von erfolgreichen Kampagnen dieser Art ist bei Beratungsunternehmen
B.A.U.M. zu erfahren. In aller Regel steigen deutlich mehr Betriebsangehörige
auf die Benutzung ihres Fahrrades um, wenn dies als „Stil des
Hauses“ erfahren wird.
4. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung
(nach oben)
Verkehrsberuhigung kann nur auf Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer
rechnen, wenn viele Maßnahmen zusammenwirken, die in der vorliegenden
Dokumentation angeregt werden.
Ziel muss es dabei insgesamt sein, örtliche und zeitliche Verkehrsverdichtungen
zu mindern und das bestehende Straßennetz besser nutzbar zu
machen bzw. bestehende potentielle Verbindungsmöglichkeiten auszubauen.
Einige Anregungen sind im Folgenden skizziert:
- Ein konsequenter Ausbau des Verkehrs-Erfassungs- und Leitsystems
(Verkehrsrechner) für das gesamte Stadtgebiet ist eine
entscheidende Voraussetzung für die optimale und moderate Nutzung
des Göttinger Straßennetzes.
- Das Konzept „Grüne Welle“ kann
z.B. auf Hauptstraße und Geismar Landstraße für
30 km/h und auf der Reinhäuser Landstraße für 50 km/h
eingerichtet werden. In sinnvollen, teils engeren Abständen werden
zusätzliche Ampeln für Fußgänger installiert.
- Bestehende und einzurichtende Geschwindigkeitsbegrenzungen
werden z.B. durch aktive Ampelschaltungen (Rot bei überhöhter
Durchschnittsgeschwindigkeit) überwacht bzw. gesichert.
- Eine Verkehrsentzerrung kann z.B. durch getrennte
Streckenführungen erfolgen, indem der stadtauswärts und stadteinwärts
führende Verkehr auf verschiedene Strecken verlagert wird. Dies
könnte durch intelligente Einbahnstraßen-Ampelschaltung tageszeitlich
angepasst werden.
- Die Ortszufahrten über Duderstädter Landstraße und
Reinhäuser Landstraße werden für den LKW-Durchgangsverkehr
gesperrt. Dieser LKW-Verkehrsanteil kann durch entsprechende
Beschilderung an Göttingen weiträumig vorbeigeleitet werden.
- Die Hauptstraße im Ortskern Geismar ist, abgesehen
von Anlieferungen, ganz oder zeitweise für den LKW-Verkehr zu sperren.
- Wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verkehrsminderung und
-beruhigung durchgeführt sind, eröffnet sich schließlich
die Möglichkeit der Verteilung des verbleibenden Verkehrs
auf weitere Straßen. Eine behutsame, bedingte Öffnung und
der Ausbau bislang gesperrter oder unzureichender Straßenverbindungen
kann nun zu einer weiteren Entlastung bzw. De-Komprimierung des Verkehrsflusses
genutzt werden.
5. Konzepte zur Optimierung der Autonutzung
(nach oben)
Der motorisierte Individualverkehr (MIV) hat sich zum wesentlichen
Mobilitätsfaktor und damit zu einem Hauptproblem der Verkehrsplanung
entwickelt. Hier kann jedoch zusätzlich zur Förderung anderer
Verkehrsmöglichkeiten (ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger)
u. a. auch durch eine bessere PKW-Nutzung das MIV-Aufkommen reduziert
werden. Man beachte z.B., dass viele Autofahrten nur von einer Person
durchgeführt, d.h. das Platzangebot des PKW zu etwa 70 bis 80
% ungenutzt bleibt.
Um Autofahrten effektiver werden zu lassen, wird deshalb Folgendes angeregt:
- Einrichtung von betrieblichen Autostrecken-Börsen:
als Service für Mitarbeiter bieten Unternehmen die Vermittlung
von Mitfahrangeboten an. Hier könnten seitens der Unternehmen durch
offensive betriebsinterne Werbung verbunden mit einem Bonussystem Anreize
geschaffen werden, die nicht zuletzt auch dem Unternehmen zugute kommen:
Firmenparkplätze sind teure, verschenkte Flächen.
- Für die allgemeine Öffentlichkeit können regionale
Mitfahrzentralen durch ein engagiertes, stadtbezogenes Mobilitäts-Marketing
attraktiv gemacht und zur Beachtung gebracht werden.
- Das CarSharing-Konzept ist ein praktiziertes Beispiel
zur effektiveren Nutzung des PKW. Die in Göttingen bereits existierenden
Möglichkeiten sind deutlich ausbaufähig und im Rahmen eines
Mobilitäts-Marketing zu fördern.
6. Optimierung und Verringerung des Waren-Lastverkehrs
(nach oben)
Innerstädtischer LKW-Verkehr wird als besonders belastend empfunden.
Andererseits ist allein der Waren-Lieferverkehr für das Geschäftsleben,
den Handel in der Stadt letztlich im Interesse der BürgerInnen.
Das produzierende Gewerbe in der Peripherie hat ebenfalls einen unabdingbaren
regen Warenverkehr.
Eine vollständige Vermeidung dieses Verkehrs kann selbstverständlich
nicht erwartet werden, jedoch müssen die Möglichkeiten einer
Reduzierung im Interesse der Wohn- und Lebensqualität weitestgehend
ausgeschöpft werden. Hier setzt die City-Logistik ein: Ob im
kleinen privaten Stadtteil-Verkehr oder bei der umfangreichen Belieferung
von großen Firmen.
Erste Anregungen für eine Optimierung und Verringerung des Waren-
und Lastverkehrs durch die Einrichtung eines engagierten City-Logistik
Managements sind hier vorgestellt:
- Der Ausbau und die Nutzung des zukünftigen Göttinger Güterverkehrszentrums
(GVZ) ist für die Belieferung der Innenstadt aus verkehrsplanerischer
Sicht von entscheidender Bedeutung: Warenlieferungen gelangen so bereits
bis in den Innenstadtbereich und können von hier aus mit Klein-Fahrzeugen
weiter transportiert werden. Das GVZ kann so auch zu einer spürbaren
Verringerung des LKW-Lieferverkehrs über Duderstädter Landstraße
und Reinhäuser Landstraße genutzt werden.
- Im Bereich des GVZ ist ein Waren-Zwischenlager für
den Innenstadt-Handel anzubieten, von dem aus die zukünftig vorrangig
per Bahn angelieferten Waren mit City-Klein-LKWs zum Einzelhandel gebracht
bzw. andere Waren abgeholt werden können.
- Im Zusammenhang mit dem GVZ gewinnt nicht zuletzt auch die Vision
einer Stadtteile und Umland verbindenden Straßenbahn z.B. als
Cargo-Tram wie in Dresden eine zusätzliche Bedeutung.
Hier werden schnell zu verladende Container zum Warentransport in die
Stadtteile und umliegende Ortschaften genutzt. Eine Belieferung per
LKW erübrigt sich hierdurch weitgehend.
- Eine über die City-Logistik koordinierte Absprache
zwischen liefernden und belieferten Betrieben sowie den Speditionen
optimiert den Warentransport und vermeidet Leerfahrten.
- Einzelhandelsgeschäfte richten Bringdienste
für gekaufte Waren ein, um den Kunden die Anfahrt mit dem eigenen
PKW zu ersparen. Fahrradkuriere übernehmen beispielsweise Lebensmittellieferungen
in den Nahbereich.
7. Wertschätzung von Natur und Landschaft im Göttinger
Süden (nach
oben)
Zielrichtung der hier aufgeführten Vorschläge ist es, die
bewusste positive Wahrnehmung der besonderen Qualität des Lebensraumes
„Göttinger Süden“ in einer breiteren Öffentlichkeit
zu erhöhen. Dies ist durchaus auch als Anregung für ein
Stadt(teil)-Marketing Konzept zu verstehen.
Folgende beispielhafte Ansatzpunkte werden hierzu empfohlen:
- Für die Umsetzung der hier im Folgenden vorgeschlagenen Maßnahmen
ist ein Zusammenwirken von Verkehrsvereinen, Land- und Forstwirtschaft,
Wasserwirtschaft, Gewerbetreibenden, Naturschutzverbänden, Radfahrer-Vereinen
usw. idealerweise im Rahmen eines Fördervereins
(e.V.) anzustreben.
- Ein z.B. vom Förderverein zu erstellender Freizeitführer
„Göttinger Süden“ sollte populärwissenschaftliche
Darstellungen der Besonderheiten der Feldmark auch aus Sicht
des Natur- und Landschaftsschutzes aufnehmen, ergänzt durch geologische
und kulturhistorische Informationen.
- Als Aufgabe des Fördervereines sind Konzepte/Inhalte für
regelmäßige Exkursionsangebote zu erarbeiten,
die sich an verschiedene Zielgruppen richten (z.B. auch Kindergärten,
Schulen, Senioren).
- Die gewachsene Verbindung zwischen städtischem Wohnraum und
landwirtschaftlicher Arbeitswelt („Werder Hof“,
Höfe Magerhans ...) ist durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
und „Direkt“-Angeboten der Landwirte (in Kooperation mit
dem Förderverein) deutlich stärker zu nutzen. Für entsprechende
Hinweise bietet sich hier z. B. auch der Freizeitführer „Göttinger
Süden“ an.
- Im Verlauf des Leine-Radwegs und entsprechender
Veröffentlichungen hierzu wäre auf Besonderheiten und Angebote
des Göttinger Südens auch überregional aufmerksam zu
machen.
Ansätze für eine touristische Nutzung des Göttinger
Südens per Bus & Bike ergeben sich unmittelbar aus
dem hier angeregten Freizeitführer und den Exkursionsangeboten.
Entsprechende, auf Touristen zugeschnittene Informationen und Angebote
von z. B. Fahrrad-Leih-Möglichkeiten im Stadtrandbereich sind hinzuzufügen.
- Auf die immense Bedeutung des Göttinger Südens in Bezug
auf die Wassergewinnung und den Hochwasserschutz
für die Stadt Göttingen ist durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit
hinzuweisen (beispielhafter Ansatz: die „Feldrundfahrten - Kooperation
Landwirtschaft & Wasserwirtschaft“ der Stadtwerke und der
Geries Ingenieure GmbH). Ein entsprechendes Informations-/Exkursions-Angebot
wäre auch auf ein deutlich breiteres Publikum (s. o.) auszulegen.
- Ein besonderes Engagement lokal ansässiger Firmen, Krankenkassen
usw. könnte eine höhere Bewertung und Nutzung der Gesundheit
erhaltenden Wirkung des Naherholungsgebietes im „Göttinger
Süden“ anregen - z.B. in dem Sinne: „Zum Feierabend
bleibt das Auto stehen - einfach in den Süden gehen“.
8. Realisierung – mit Partnern gestalten
(nach oben)
Es ist an dieser Stelle in Anknüpfung an das eingangs Gesagte zu
betonen, dass die hier vorgestellten Anregungen lediglich den Sinn und
die Zielrichtung für die Beauftragung eines von sachverständiger
Seite zu erstellenden Gutachtens für ein Mobilitätskonzept skizzieren
können.
Bereits jetzt kann aber die Aussage getroffen werden, dass man den Anforderungen
der aktuellen Verkehrssituation durchaus mit einem Bündel alternativer,
zukunftsorientierter Maßnahmen gerecht werden kann, die –
entgegen der bisherigen Praxis – einen weiteren Straßenbau
entschieden hintenanstellt.
Eine ganz grundlegende Aufgabe wird dabei allerdings in der Harmonisierung
verschiedener, z.T. widerstrebender Interessenlagen zu sehen sein.
Die z.T. sehr verschiedenen Aspekte des hier zusammengefügten Ideen-mosaiks
für ein Mobilitätskonzept, das über den Göttinger
Süden hinaus für das gesamte Stadtgebiet beispielhaft sein kann,
braucht eine Vielzahl engagierter, innovationsfreudiger Partner und –
besonders in der Initiativ-Phase – einen deutlich mehrheitlich getragenen
politischen Willen innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen.
Sagen Sie uns Ihre Meinung!
(nach oben)
Verantwortlich für den Inhalt:
Gruppe Zukunftswerkstatt
„Alternativen zur Südumgehung?“
Matthias Daprà
Helgard Greve
Evamarie Haase
Thomas Heppel
Hermann Merkord
Paul Spacek
Göttingen im November 2002 |